Wenn man genau hinsieht sieht man recht viel, das gielt auch für Halmstad. Erst als ich mich darauf konzentriert habe und durch die Altstadt gegangen bin ist mir wirklich aufgefallen wie viele verschiedene Besonderheiten mir bisher entgangen sind. Doch seht selbst:
Nun bin ich schon eine ganze Woche hier. Ganz zuhause fühle ich mich dennoch nicht wirklich. Werde ich vermutlich auch nie. Zumindest habe ich mich bestmöglich eingestellt. Bis auf die kleine Zimmerpflanze, die ich aufgrund der niedrigen Temperaturen und der damit verbundenen Gefahr sie beim nach Hause transportieren zu ruinieren noch nicht gekauft habe, sollte mir nichts mehr zum vollständigen Haushalt fehlen.
Hertig Knutsgatan 29 - sogar meine Adresse weiß ich nun auswendig, wenn man nicht zu schnell danach fragt. Eigentlich ist dieses Studentenheim, dass mit seinen rund 18 Studenten wohl kaum als solches bezeichnet werden dürfte, sehr gut gelegen. Wenn man aus dem Fenster blickt kann man den 2-3 Gehminuten entfehrnten "Trade-Tower" der Universität sehen. In die Stadt ist es auch kaum weiter, was wünscht man sich mehr?
Der erste Tag auf der Uni. Etwas nervös bin ich schon. Es sind rund 40 Studenten hier und warten auf ihre erste Vorlesung in Schweden. Die meisten davon mit asiatischen Gesichtszügen, viele StudentInnen aus Peking wie sich dann später bei der Vorstellrunde herausstellt. Zwei Austauschstudenten aus Ghana, die sich etwas abseits niedergelassen haben. Auch der eine oder andere deutsche Stundent ist mit dabei. Und dann ist da noch Venni, oder genauer Venilton Reinert, doch Venni würde vollkommen ausreichen versichert er uns. Der Akzent lässt schon ahnen, dass es sich bei ihm um keinen in Schweden gebohrenen Professor handelt, denn diese sprechen so wie alle Schweden, die ich bislang kennen gelernt habe, akzentfreies Englisch. Zumindest für mich.
So sind also bei meiner ersten schwedischen Vorlesung keine Schweden anwesend - kein einziger. Grundsätzlich sehe ich kaum Studenten am Campus, die Schweden sein könnten - und das trotz der knapp 15.000 Studenten die sich hier angesammelt haben. Und das ist wohl kaum wenig, wenn man die mit 30 Jahren doch sehr junge Universität betrachtet. So kommt etwa die TU Graz auf eine vergleichbare Zahl von Studenten, obwohl diese schon seit 200 Jahren existiert.
Solche Gedanken rasen mir durch den Kopf, das eine odere andere Wort des Vortragenden bleibt auch noch bei mir hängen, und lassen so die Zeit merkwürdig schnell verstreichen. Bevor ich den Hörsaal verlasse werfe ich noch einen schnellen Blick in Richtung des Vortragenden und bekomme gerade noch mit wie sich ein Stundent mittel "high five" von ihm verabschiedet. Seltsame Sitten.
Da komme ich nach Schweden, bereite mich vor, richte mich ein. Und dann? Es ist alles erledigt und doch bleibt noch Zeit bevor ich mich in das nächste Semester stürtzen kann, obwohl ich das letzte noch nicht zum Abschluss gebracht habe. Naja, es ist zwar nicht unbedingt das Unterhaltungszentrum von Schweden aber irgendetwas werde ich ja mit mir in Halmstad anfangen können. Da war doch noch etwas .... Schweden .... kälte ..... kalter Meerwind .... Meer .... Meer .... MEER!
Gut eingepackt habe ich es dann doch soweit gebracht mich kurz nach Mittag dem rauen Klima zum Trotz ins Freie zu wagen. Ganz nebenbei bemerkt - aufgrund der Erfahrungen der letzten zwei Tage weiß ich nun nicht nur um die Nachteile, sondern auch um die Vorzüge von langen Unterhosen bescheid. Und so gelange ich dann, auf den vermutlich umständlichsten Weg zum Strand von Halmstad.
Wenn ich nun, aus welchen Grund auch immer, nicht wüsste wie kalt es ist und ich mich auch vom Schnee und Eis nicht verunsichern liese, würde ich mich mit Sicherheit in tropischen Gefilden wähnen. Der Sandstrand, die Muscheln, die Meerluft, es scheint als wäre ich, der ich solche Bilder lediglich aus dem Fernsehn kenne, nicht in Schweden, sondern viel mehr auf den Kanarischen Inseln.
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